Unfaire Arbeitsverteilung: So wehrst du dich gegen Ungerechtigkeit im Team

Du selbst schuftest bis in die Nacht und die feinen Kollegen machen schön pünktlich Feierabend. Du musst kleinkarierten Fleißarbeiten machen, während diese eine Kollegin immer die tollen Prestige-Projekte bekommt. 

💡 Wie du dich gegen solche ungerechten Arbeitsverteilungen wehren kannst, erfährst du in dieser Folge.

Transkript Podcastfolge

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Du selbst schuftest bis in die Nacht und die feinen Kollegen machen schön pünktlich Feierabend. Du musst kleinkarierte Fleißarbeit machen, während diese eine Kollegin immer die tollen Prestigeprojekte bekommt. Wie du dich gegen solche ungerechten Arbeitsverteilungen wehren kannst, erfährst du jetzt.

 

[00:00:20.230] 

Willkommen bei "Der Jobcoach". Dein Podcast für bessere Zusammenarbeit, wirkungsvolle Führung und mehr Arbeitsfreude. Ich bin Mathias Fischedick. Schön, dass du dabei. Ich bitte euch ja immer, mir Themenvorschläge zu schreiben bei Instagram, Facebook oder wo auch immer ihr mit mir verbandelt seid. Und diesem Aufruf ist jemand gefolgt, der sich mit N.S. abkürzt. Mit der Frage "Kannst du nicht mal eine Folge machen zum Thema unfaire Arbeitsverteilung?" Dein Wunsch ist mir Befehl N.S.

 

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Und jetzt gehts los. Beim Thema ungerechte Arbeitsverteilung ist ja die Grundfrage: Was ist eigentlich gerecht? Und ich glaube, wenn ich das in die Runde frage, wirst du und jeder andere Hörer sagen "Ja, Gerechtigkeit ist total wichtig!" und wir werden nicken und glauben, dass wir einer Meinung sind. Wenn wir dann anfangen würden, uns mal genauer darüber abzustimmen, was ist denn eine gerechte Arbeitsverteilung, würden wir wahrscheinlich sehr unterschiedliche Ideen haben. Man könnte ja sagen: "Na ja, alle müssen gleich behandelt werden, jeder kriegt die gleichen Aufgaben!" oder "Ne, es geht darum, dass man die Erfahrung berücksichtigt oder das Geschlecht oder die Stressresistenz. Der Kollege ist schneller gestresst, dem dürfen wir nicht so viel zumuten. Der andere Kollege hält mehr aus, dem können wir mehr geben!" Oder behandeln wir Junge, anders als Alte? 

 

[00:01:50.190] 

Wie machst du das? Und das ist für mich das Wichtigste, sich bewusst zu machen: Es gibt nicht die gerechte Arbeitsverteilung, bei der jeder sofort sagt "Juhu! Genauso machen wir das." Deswegen habe ein wenig Nachsicht mit deinem Chef. Der hat einfach eine andere Meinung als du, was Gerechtigkeit angeht. Das heißt aber nicht, dass du das akzeptieren musst. Das du, das einfach so hinnehmen musst.

 

[00:02:15.420] 

Und hier ist meine Strategie, wie du vorgehen solltest, wenn du genervt bist davon, wie dein Chef die Arbeit verteilt. Schritt Nummer 1: schreibt dir auf, was genau du ungerecht findest bei der Verteilung der Arbeit und warum. Wichtig ist: Schreib es auf. Denn um es aufzuschreiben, musst du ein bisschen intensiver drüber nachdenken. Und allein dadurch wird dir schon Einiges klarer. Wenn du das hast, dann schreib doch auch auf, was du gerecht fändest. Wie müssten in deinen Augen die Aufgaben verteilt werden? Und vor allem: Was sind deine Kriterien? Also nicht nur "Ich habe das Gefühl, so und so wäre es gerecht.", sondern was genau wären deine Kriterien, nach denen du die Aufgaben verteilen würdest? Und da wird schon kniffelig. Denn da wirst du merken, dass ist oft so eine Gefühlssache und nicht rational. Aber versuchst doch mal, denn hinter jedem Gefühl steckt eine innere Logik. Und wenn du die benennen kannst, dann steigen auch die Chancen, dass du die deinem Chef vermitteln kannst.

 

[00:03:20.460] 

Schritt 2 wäre: Frag dich doch mal, was wäre besser, wenn die Arbeit nach deinen Kriterien verteilt würde? Also wenn du Bestimmerin oder Bestimmer sein könntest, und alles würde genauso verteilt, wie du das sagst. Was wäre dann anders? Was wäre besser? Was wäre vielleicht sogar schlechter? 

 

[00:03:42.910] 

Und frag dich: Was ist eigentlich dein Bild von deinem Chef? Könnte er es dir überhaupt recht machen mit der Verteilung? Oder findest du den, unter uns gesagt, einfach nur doof? Und deswegen kann der machen, was er will, und du, fändest den immer doof? Diese Fragen helfen dir, dir nochmal bewusster zu machen, ob deine Idee der Umstellung wirklich schlau und nützlich ist oder ob es vielleicht sogar Vorteile hat, wenn alles so bleibt, wie es jetzt ist. Und macht dire bewusst durch diese Fragen, ob es vielleicht etwas Grundsätzliches ist, was du gegen dein Chef hast, dass es eigentlich gar nicht um die Aufgabenverteilung geht, sondern um ihn als Person. 

 

[00:04:23.290] 

Und möglicherweise stellst du ja auch fest, dass es auch nicht um die Aufgabenverteilung geht in Bezug auf die Kollegen, sondern dass du einige Kollegen einfach doof findest und glaubst, es liegt daran, dass sie andere Aufgaben bekommen. 

 

[00:04:36.260] 

Das ist so wichtig, genau hinzugucken, weil du dann den Kern findest. Denn wenn du anfängst, über Aufgabenverteilung zu reden, aber die Ursache ist gar nicht die Aufgabenverteilung, sondern dass du gewisse Personen nicht magst, dann arbeitest du an der falschen Stelle. Dann wäre es schlauer zu gucken. "Okay. Wie gehe ich denn damit um, dass dieser eine Kollege, diese eine Kollegin, mich nervt?" Das ist ein anderes Thema. 

 

[00:04:57.820] 

So oder so. Wenn du dir diese Gedanken gemacht hast, dann bist du wunderbar vorbereitet auf ein Gespräch mit einem Chef. Ja, es muss leider sein. Von alleine wird sich das nicht lösen. Geh hin und schaff Transparenz. Also erklär ihm, was genau dich stört. Wichtig ist, dass du das in sogenannten Ich-Botschaften formuliert. Wenn du mir schon länger folgst, dem Podcast, kennst du das schon. Ich-Botschaften heißt du erzählst von dir. Und immer, wenn du von dir erzählst, senkt das den Druck. Also wenn du sagen würdest "Hör mal Chef, du verteilst die Aufgaben vollkommen beschissen. Das geht so nicht weiter!" Das war jetzt eine Du-Botschaft. Du zeigst mit dem Finger auf den anderen. Und da wird die Resonanz nicht so besonders gut sein. Wenn du aber von dir erzählst in Ich-Botschaften, dann klingt das anders. Dann kannst du sowas sagen wie "Chef, ich habe das Gefühl, dass die Aufgaben nicht gerecht verteilt sind. Mich stört das und das.!" Jetzt hast du nur von dir erzählt, und dadurch baust du weniger Druck auf. Gleichzeitig schaffst du Transparenz.Denn dein Chef kann dann verstehen, warum dich das stört. 

 

[00:06:07.440] 

Noch mal konkreter Weiter formuliert: du könntest du was sagen wie "Chef, ich habe beobachtet, dass sie mir in den wöchentlichen Team Besprechungen häufig mehr Aufgaben geben als den Kollegen. Zum Beispiel letztens im Meeting am letzten Mittwoch, haben Sie mir Aufgabe ABC gegeben und den Kollegen jeweils nur eine Aufgabe. Und das empfinde ich als ungerecht, weil ich dadurch oft länger arbeiten muss als die Kollegen. Die können schön pünktlich Feierabend machen, und ich sitze noch da. Und das stört mich."

 

[00:06:36.990] 

 Und dann kannst du entweder abwarten, was er dazu sagt, oder direkt anbieten, wie du's machen würdest. Also sowas wie "Und ich fände es gerechter, wenn die Aufgaben so und so verteilt würden aus den und den Gründen." Frag ihn dann, ob er das nachvollziehen kann, ob er deinen Standpunkt verstanden hat. Es geht jetzt erstmal nicht darum, dass er dir Recht gibt. Ganz wichtig Verstehen heißt nicht Recht geben. Er muss nicht sofort irgendwo unterschreiben oder vor dir auf die Knie fallen und sagen "Du hast Recht, ich habe dir so Unrecht getan." Das ist nicht die Idee. Die Idee ist erstmal, dass er nachvollziehen kann, was dich stört und vor allem warum und wie du es gerne hättest. Und auch hier warum? Also was ist die Logik dahinter? Was ist dein Gerechtigkeitsgefühl? 

 

[00:07:22.330] 

Manchmal reicht diese Klarheit schon aus, dass der Chef Verständnis hat und die Dinge ändert. Denn einige Chefs haben leider die Angewohnheit, dass sie Aufgaben verteilen nach dem Motto: Wenn die verteilt sind, sind sie auch erledigt. Sie haben gar nicht auf dem Schirm, welcher Aufwand dahinter steckt, für dich und die anderen Kollegen, die anderen Mitarbeiter, die Aufgabe zu erfüllen. Und dadurch, dass du ein Feedback gibst, was für ein Aufwand dahinter steckt, welche Konsequenzen das hat, wenn du all diese Aufgaben übernimmst, dass du sie vielleicht nicht gut genug erfüllen kannst oder viel Zeit brauchst, sind Chefs oft gar nicht bewusst. Es kann auch sein, dass sich in diesem Gespräch herausstellt, dass dein Chef gar nicht die Erwartung hatte, dass du die Aufgaben genauso erfüllt, wie du es gemacht hast. Also vielleicht überperfomst  du auch. Und er wollte keine umfassende Recherche, sondern nur ein paar Ideen haben, als Beispiel. Auch deshalb ist es schlau, mal drüber zu reden und sich abzugleichen. 

 

[00:08:19.570] 

Wenn dein Chef dich verstanden hat, nachvollziehen kann, dass du vielleicht andere Werte hast, eine andere Struktur hast, wie du die Aufgaben verteilen würdest, dann frag ihn doch, was denn seine Kriterien sind und mach das bitte wirklich interessiert. Denn das, was für dich ungerecht erscheint, hat für ihn ja irgendeine innere Logik. Also es könnte sein, dass er sagt "Du mir ist Harmonie wichtig und dir kann ich Aufgaben geben, und du motzt nicht, du machst sie einfach, deswegen kriegst du so viel." Oder vielleicht sagt er auch "Mir ist Schnelligkeit wichtig, und weil du besonders schnell bist beim Erledigen der Aufgaben, kriegst du so viel von mir." Das muss dir nicht gefallen. Aber es schafft Verständnis. Du kannst verstehen, warum er Aufgaben so verteilt. Und wenn ihr dann beide besser versteht, wie der andere tickt, dann habt ihr genug Klarheit, um gemeinsam zu überlegen, wie ihr damit umgeht.

 

[00:09:17.500] 

Ich kenne auch Chefs, die Mitarbeitern viele Aufgaben geben, weil sie die fördern möchten. Weil sie einen "Geheimplan" haben, dass sie gerne diesen einen Mitarbeiter möglichst schnell auf der Karriereleiter nach oben bringen wollen. Manche Chefs sagen das aber nicht offen. Und deswegen: Wenn du ein Gespräch führst zu dem Thema, wird er dir dann vielleicht reinen Wein einschenken und sagen "Offiziell ist es noch nicht, aber da wird Stelle X frei und ich fände es super, wenn du die nimmst. Dazu brauchst du aber die und die Erfahrung." oder "Dazu müsstest du aber so und so performen, damit ich Argumente habe gegenüber meinen Kollegen, warum gerade du der oder die richtige bist."

 

[00:09:58.330] 

Sollte dein Chef sowas sagen wie er, gibt dir so viel Arbeit, weil er sich so auf dich verlassen kann. Dann kannst du ihm doch Feedback geben nach dem Motto "Dann fänd ich es aber auch schön, wenn Sie mir das öfter mal sagen, dass Sie so zufrieden mit mir sind." Das passiert auch, dass Chefs eher sich um die kümmern, die nerven aber, denen High-Performern keine Aufmerksamkeit geben. Und das wäre die ideale Gelegenheit, dazu nochmal Feedback zu geben.

 

[00:10:22.360] 

Der Worst-Case, der passieren kann: Du hast dem Chef erklärt, warum du die Aufgabenverteilung ungerecht findest. Er antwortet nicht auf die Frage, nach welchen Kriterien er Aufgaben verteilt, und sagt noch so etwas wie "Du, das geht dich gar nichts an, wie ich meine Aufgaben verteile. Lass das mal meine Sache sein. Für mich ist das gerecht, und das muss genügen". Wenn dein Chef so antwortet, dann würde ich mal überlegen, ob ihr überhaupt auf längere Sicht gut miteinander auskommen werdet, denn da scheint ja die Augenhöhe und die Offenheit zu fehlen von Seiten deines Chefs. Also, ich gehe davon aus, dass du vorher nett und wertschätzend erklärt hast, was die stört, dass du ihn nicht beschimpft hast, sondern freundlich warst. Und da wäre meine Erwartung,  wenn ein Chef auf Augenhöhe agiert, dann wird er auch dir freundlich begegnen. Wenn er das nicht tut, dann hat er keine Augenhöhe, und dann solltest du dir überlegen: Möchtest du auf Dauer für diesen Chef weiterarbeiten? Das meine ich ganz ernst. Denn du musst nichts ertragen, wenn du dich ständig ärgert und das Gefühl hast, der bevorzugt andere aus persönlichen Gründen und das stört dich, da wirst du auf Dauer nicht glücklich werden.

 

[00:11:31.760] 

Wenn dein Chef änderungen in der Arbeitsaufteilung verspricht und es ändert sich nichts, dann geh auf jeden Fall noch mal hin und macht deutlich, dass du immer noch unzufrieden bist und schlag nochmal Lösungen vor. Das finde ich wichtig! Nicht nur beschweren, sondern auch gleich Lösungen vorschlagen. Mach ihm dann auch deutlich, was das für negative Konsequenzen hat, wenn es so weiterläuft wie bisher. Vielleicht leidet die Qualität der Arbeit darunter, weil es einfach zu viel ist. Vielleicht leidet die Motivation bei dir und auch bei anderen darunter. Macht deinem Chef klar,  wenn er schon nicht auf die menschlichen Aspekte achtet, also es ihm anscheinend nicht so wichtig ist, dass die Mitarbeiter zufrieden sind und Spaß haben, sondern er nur auf den Output guckt, dann mach ihm auch klar, welche negativen Auswirkungen auf den Output es hat, wenn die Aufgaben weiter so verteilt werden wie bisher.

 

[00:12:26.650] 

Was du auch machen kannst ist wenn dein Chef dir noch was gibt und noch was gibt und noch was gibt, ihm direktes Feedback zu geben. Also wenn er ankommt und sagt "Hier, ich brauch von dir noch das und das und das." dann kannst du entweder sagen "Mache ich gerne. Was soll ich dafür weglassen?" um ihm klarzumachen, dein Work load ist schon am Limit. Jetzt hab ich zwei englische Begriffe benutzt. Dein Arbeitspensum ist schon an der Grenze ... so würd man es in Deutsch sagen ... Also mach ihm klar "Ich mache gerne noch etwas, wenn ich was anderes dafür weglassen." oder sag ihm "Ich mache das gerne noch. Nur zur Klarheit,  das heißt aber, dass die Qualität der anderen Aufgaben darunter leidet. Wenn das für sie oder dich okay ist, mach ich das gerne." Also mach ganz deutlich, dass du auf Dauer dich nicht mit immer mehr Arbeit zu schaufeln lässt.

 

[00:13:14.290] 

Wichtig, finde ich, bleib dran. Also fühl dich nicht als Opfer, nach dem Motto "Ja, ich habe es ja versucht, aber der ändert ja nix und dann muss ich es halt ertragen." Das ist keine gute Lösung, es sei denn, du fühlst dich wohl als Opfer. Also nutze deine Möglichkeiten, sprich mit ihm. Und wenn das nichts ändert, dann überleg dir, wo du vielleicht besser aufgehoben bist.

 

[00:13:36.190] 

Das war "Der Jobcoach". Wenn dir die Folge gefallen hat, dann empfiehl meinen Podcast gerne weiter. Und wenn du selber nie wieder eine Folge verpassen willst, dann klicke jetzt auf den "Abonnieren"-Button. Wenn du mich live sehen willst: Ich bin auf Tour mit "Überleben unter Kollegen LIVE", den Link zu den Terminen und näheren Infos findest du hier in den Shownotes. Und bitte schickt mir weiter Themenideen für die nächsten Podcast Folgen. Schön, dass du dabei warst und bist bald.

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